Dem Enneagramm wird Schubladendenken vorgeworfen.

Kritik am Enneagramm

Die kritische Auseinandersetzung mit Möglichkeiten, Gefahren und den eigenen Motiven im Umgang mit dem Enneagramm ist der beste Schutz vor Missbrauch und eine gute Voraussetzung für einen verantwortungsvollen Umgang mit dem Enneagrammwissen zum Wohle Aller.

Schubladendenken, Vorurteile und Manipulation oder Einsicht, Verständnis und Wertschätzung für Unterschiedlichkeit?

Das ist in erster Linie eine Frage der Haltung. Das Enneagramm ist ein machtvolles Werkzeug. Wie jedes Werkzeug kannst du es zum Guten und zum Schlechten verwenden. Kritik am Enneagramm sollte kein Tabu sein.

Das Enneagramm wird kritisch betrachtet.
Das Enneagramm wird wissenschaftlich untersucht.

Kritikpunkte am Enneagramm

Das Enneagramm steckt Menschen in Schubladen!

Enneagramm = Schubladendenken! Das ist wohl die Enneagramm Kritik, die mir bisher am häufigsten begegnet ist.

Das Enneagramm gehört zu den kategorialen Persönlichkeitsmodellen mit allen damit verbundenen Vor- und Nachteilen. Daran ist nicht zu rütteln. Das Enneagramm steckt jedoch niemanden in eine Schublade. Es zeigt dir lediglich – sofern du diese Metapher verwenden willst – in welcher Schublade du dich befindest. Es erklärt die Welt aus der Perspektive der Schublade. Es beschreibt die Grundausstattung der Schublade und welches die Regeln und Gesetze sind, die dort gelten. Es zeigt dir auch, dass es noch andere Schubladen gibt, die ganz anders sind als deine. Und es zeigt dir Wege hinaus. Überzeuge dich selbst.

Man geht dann nicht mehr vorurteilsfrei auf Menschen zu!

Ja das stimmt! Diese Kritik am Enneagramm ist berechtigt.

Allerdings möchte ich behaupten, dass kein Mensch vorurteilsfrei auf einen anderen zugeht. Das Bilden von Vorurteilen ist Bestandteil wichtiger Überlebensstrategien des menschlichen Gehirns. Es findet fortwährend und unbewusst, statt und steuert unser Verhalten, ohne dass es uns bewusst wäre. Dementsprechend ist der Zustand des „Freiseins von Vorurteilen“ eine erstrebenswerte aber unerreichbare Utopie.
Die Arbeit mit dem Enneagramm ermöglicht ein vertieftes „Vorurteilsbewusstsein“. Für mich bedeutet das soviel wie: „Ich bin mir der Tatsache bewusst, dass – und auf welche Art und Weise – ich vorverurteile“. Dieses Bewusstsein ist ein erster und notwendiger Schritt, zur Überprüfung meiner Zuschreibungen und hin zu einer objektiveren Wahrnehmung.

9 Typen - das repräsentiert doch niemals die Vielfalt des Menschseins!

Nein, das tut es auch nicht. Und das ist auch nicht der Anspruch. Ich gehe davon aus, dass jeder von uns das komplette Spektum menschlichen Verhaltens, Denkens und Fühlens in sich trägt. Was also tut das Enneagramm und was macht einen Typ zum Typ?

Das Enneagramm beschreibt nicht den einzelnen Menschen in seiner Individualität. Es beschreibt ihn im musterhaften, sich wiederholenden Teil seines Menschseins. In dem Teil seiner Selbst, in dem er sozusagen auf Automatik läuft.
Die schlechte Nachricht für alle diejenigen unter uns, die noch nicht der Erleuchtung anheim gefallen sind, ist allerdings, dass wir den größten Teil der Zeit in dieser Automatik unterwegs sind und gewissermaßen auf Autopilot laufen.

Ist das überhaupt wissenschaftlich?

Wer das Enneagramm bereits kennt und eigene Erfahrungen damit gemacht hat, mag die Frage befremdlich befremdlich finden. Wieso brauche ich einen wissenschaftlichen Nachweis für etwas, das für mich stimmt, mir seit Jahren Orientierung, Erklärungen und Impulse für meine Entwicklung bietet und mir dabei hilft meine Liebes- und Arbeitsbeziehungen besser zu gestalten?
Für diejenigen, die Wert auf Wissenschaftlichkeit legen, gibt es eine Wirksamkeitsstudie, veröffentlicht 2018 in einer der renommiertesten Fachzeitschriften, dem JOURNAL OF ADULT DEVELOPMENT. Die Studie wurde nach streng wissenschaftlichen Kriterien durchgeführt. Sie hat ergeben, dass die Teilnahme an Enneagramm Intensivtrainings (40 – 50 Stunden), psychologisches Wachstum und Ich – Entwicklung bei Erwachsenen bewirken kann und dieser Effekt auch nach über 18 Monaten noch nachgewiesen werden kann. Die Teilnahme an kurzen Einführungen 10-20 Stunden hat sich in dieser Hinsicht als nutzlos erwiesen.

Daniels, D., Saracino,T.,Fraley, M., Christian, J., Pardo, S. (2018): Advancing Ego Development in Adulthood Through Study of the Enneagram System of Personality, Journal of Adult Development, pp 1-13.

Zur Studie https://doi.org/10.1007/s10804-018-9289-x

Auf Google Scholar gibt es eine Masse weiterer Studien sowie Diplom- und Dr. – Arbeiten zum Thema Enneagramm von denen ich jedoch nicht beurteilen kann, ob sie den Anspruch an Wissenschaftlichkeit erfüllen.

Ich selbst habe meine Facharbeit, „DIE EINBEZIEHUNG VON PERSÖNLICHKEIT ALS DIMENSION VON DIVERSITY IM KINDERGARTEN“ an der Fachschule für Sozialpädagogik mit Schwerpunkt Enneagrammarbeit geschrieben. Auf Anfrage versende ich sie als pdf-Datei.